Elektrosmog am Arbeitsplatz
Berufe mit hoher Elektrosmogbelastung: Lehrer
Lehrer gehören zu der Berufsgruppe, die sich am häufigsten an uns wendet, um Hilfe zu bekommen.
Und dies nicht ohne Grund. In unserem eigenen Artikel zum Thema Elektrosmog in der Schule behandeln wir die Belastung mit den Schülern
im Fokus, aber natürlich sind Lehrer genauso davon betroffen.
1) Einerseits leiden Lehrer unter hoher HF-Belastung. Diese liegt laut Studien ungefähr gleich hoch wie die von Schülern und setzt sich aus den Beiträgen von Schul-WLAN, Smartphones von Lehrern und Schülern sowie DECT-(Schnurlos-)Telefonen zusammen.
2) Andererseits sind Lehrer auch zunehmender NF-Belastung ausgesetzt. In Studien war diese ca. 50% höher als die von Schülern. Die Erklärung dafür ist diese, dass Lehrer mehr Zeit vor dem Computer verbringen und weniger Abstand als ihre Schüler zu elektronischen Unterrichtshilfsmitteln wie Overhead-Projektor und den immer häufiger eingesetzten „intelligenten Schultafeln“ haben. Zur hohen psychologischen Stressbelastung, der ein Lehrer heute ausgesetzt ist (wer daran zweifelt, stelle sich einen Vormittag lang in eine Klasse mit pubertierenden Schülern), kommt also auch noch überdurchschnittlich hoher Umweltstress durch Elektrosmog.
Ein Mathematiklehrer in seinem Element.
Berufe mit hoher Elektrosmogbelastung:
Beschäftigte in Arztpraxen und Krankenhäusern (Ärzte, Krankenschwestern etc.)
Können Sie sich noch erinnern, wie es früher war, als man in der Arztpraxis oder Krankenhausambulanz im Wartezimmer saß? Da vertrieb man sich meist die Zeit beim Durchblättern diverser Illustrierter. Heute hat sich diese Gewohnheit bei vielen aufgehört, stattdessen ist das Smartphone zum bevorzugten Zeitvertreiber geworden. Zudem ist WLAN im Wartezimmer und im Krankenhaus (dort gibt es viele Router und Repeater) zum Standard geworden. Viele Strahlenquellen auf engem Raum – Sie wissen mittlerweile, was das bedeutet. Im Krankenhaus, also dort, wo sich geschwächte und erholungsbedürftige Menschen aufhalten, wäre möglichst niedrige Belastung besonders wichtig, denn wir wissen: Elektrosmog setzt den Körper unter Dauerstress, der wiederum das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte negativ beeinflusst.
Typische Szene in einem Wartezimmer beim Arzt
Und diesem Stress sind auch die Beschäftigten ausgesetzt: Sehr häufig werden DECT-Telefone eingesetzt, worüber Ärzte und Krankenschwestern erreichbar sind. Die Basisstationen strahlen, auch wenn gar nicht telefoniert wird, außer man besitzt strahlungsarme Anlagen. Die Funktion zur Strahlungsreduktion muss aber oft erst vom Benutzer aktiviert werden, was vielfach aus Unwissen nicht geschieht. Ein besorgniserregender Trend: Immer mehr Geräte, die Gesundheitsdaten und Vitalparameter messen, werden mit Bluetooth und/oder WLAN-Schnittstelle angeboten. Der per Bluetooth verstellbare Operationstisch (ja, den gibt es wirklich) setzt dem Fass die Krone auf.
Mobile Visite mit Tablet im Krankenhaus
In vielen Krankenhäusern wird die Visite heute per Tablet durchgeführt, das nennt sich „mobile Visite“. Die Daten für die Patientenakte übermitteln die Geräte per WLAN. Die Krankenhäuser beruhigen: „Das WLAN ist nicht mit dem Internet verbunden.“ Das ist zwar aus Datenschutzsicht wichtig, hat aber für den Elektrosmog keine reduzierende Wirkung. Zudem wird dafür meist eine zweite WLAN-Infrastruktur benötigt. Neben Routern für Patienten und Gäste (mit Zugang zum Internet), gibt es zusätzliche Router für das Krankenhaus-interne Netz (ohne Zugang zum Internet). Es gibt viele Ärzte, auch unter unseren Kunden, die den vielen Elektrosmog im Krankenhaus als äußerst bedenklich ansehen. Allerdings ist es für den Einzelnen sehr schwierig, an der Situation etwas zu ändern. Am Ende des Tages ist man Angestellter des Krankenhauses und hat mit der Infrastruktur zu arbeiten, die der Dienstgeber zur Verfügung stellt. Meist ist man vor vollendete Tatsachen gestellt und hat keine Möglichkeit, nachträglich an der Krankenhaus-IT auch nur die kleinste Änderung vorzunehmen. Zudem ist ein Krankenhaus, so wie jede große Organisation, ein oft streng hierarchischer Betrieb. Als „kleiner“ Arzt hat man gegen Entscheider in der Krankenhausführung kaum eine Chance bzw. ein Mitspracherecht.
Ein Rechenbeispiel, um einen Eindruck von der Hochfrequenz-Belastung in einem Krankenhaus zu bekommen:
Das Wiener AKH (Allgemeines Krankenhaus) ist zugegebenermaßen ein sehr großes Krankenhaus, eines der größten in Europa. Es hat 8700 Angestellte und 1800 Betten. Auf 2 stationär behandelte Patienten kommt zusätzlich noch ein ambulant behandelter. Wenn wir annehmen, dass zu jedem Zeitpunkt 50% der Angestellten mit ihren privaten Smartphones im Gebäude und die Betten zu 75% ausgelastet sind, ergibt das alleine 5700 private Handys. Dazu kommen noch die Geräte der Besucher, der wartenden Ambulanzpatienten und deren Begleiter. Sie sehen, dass bloß die Privatgeräte eine enorme Zahl an Strahlungsquellen ausmachen. Die Belastung durch den Krankenhausbetrieb selbst (DECT-Telefon, WLAN-Router, Tablets der mobilen Visite etc.) haben wir dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Literatur:
[1] Roh, J. H., et. al. (2009). Intensity of extremely low-frequency electromagnetic fields produced in operating rooms during surgery at the standing position of anesthesiologists. Anesthesiology, 111(2), 275-278.
[2] Ghazikhanlou-Sani, K., et. al. (2018). Evaluation of the electromagnetic field intensity in operating rooms and estimation of occupational exposures of personnel. Interventional Medicine and Applied Science, 1-6.
[3] Sagar, S., et. al. (2017). Radiofrequency electromagnetic field exposure in everyday microenvironments in Europe: A systematic literature review. Journal of Exposure Science & Environmental Epidemiology, 28(2), 147-160.
„Elektrosmog am Arbeitsplatz“ als pdf-Datei:
Mädchen in der Grundschule arbeiten am „digitalen, interaktiven Whiteboard“: So nennt man neudeutsch die Schultafel. Die Schüler werden durch diese elektronischen Schultafeln zwar auch belastet, verbringen im zeitlichen Schnitt aber weniger Zeit in der Näher der Tafeln als Lehrer. Dies wird als einer der Gründe dafür angesehen (neben mehr Zeit, die am PC/Laptop verbracht wird), warum Lehrer in Studien eine ca. 50% höhere NF-Belastung aufweisen als ihre Schüler. Bei HF-Belastung sind die Werte von Schülern und Lehrern in etwa gleich. Das hat damit zu tun, dass die Abstände zu Strahlungsquellen (WLAN-Router, Mobilfunkmast, Smartphones von Schülern und Lehrern) für Schüler und Lehrer im Mittel gleich hoch ist.
Mit 5G gesteuerter Roboter bei einer Operation im Krankenhaus: Als eine wichtige Anwendung, die erst durch 5G möglich wäre, wird immer wieder die Telemedizin genannt, z.B. die Operation an einem Patienten durch einen Spezialisten, der sich tausende Kilometer entfernt befindet. Die niedrigen Latenzen (Signallaufzeiten bzw. Antwortzeiten) von 5G wären dafür notwendig, meint man. Warum das nicht per Kabel geht, konnte uns bislang noch keiner erklären. Wie dem auch sei, der Einzug von Operationsrobotern und virtueller bzw. augmentierter Realität etc. wird für das Krankenhauspersonal eine zusätzliche Belastung durch Elektrosmog bedeuten. Und diese ist heute in der Nähe von medizintechnischen Systemen schon sehr beträchtlich, siehe z.B. die Studie in [1].
Krankenhausarzt in einer Pause am Smartphone: Neben der persönlichen Mobilgeräte der Patienten und Gäste wird oft übersehen, dass auch die Geräte der Krankenhausmitarbeiter zur Belastung im Krankenhaus beitragen. Auch wenn diese nicht aktiv benutzt werden, weil sie im Spind, in Kleidertaschen, Personalzimmern etc. liegen, sind oft Datenverbindungen und damit Funkverbindung im Hintergrund aktiv, z.B. durch Messenger wie WhatsApp.