Stadt oder Land?
Wo ist die Elektrosmog-Belastung größer?

Sie werden sich jetzt wundern, warum wir die Frage überhaupt stellen. Die Antwort sollte doch klar sein. Stadt heißt hohe Belastung, Land niedrige Belastung, oder haben wir da irgendetwas übersehen?

Wenn man nur die Belastung der Umgebung ansieht, also von Mobilfunkmasten und anderen Menschen rings um uns (physikalisch sprechen wir vom sog. Fernfeld), dann ist Ihre Intuition natürlich richtig: Die höhere Dichte an Mobilfunksendeanlagen und telefonierenden Mitmenschen bedeutet in der Stadt eine höhere Belastung von außen als am Land. Ein Blick auf unseren Vergleich der Anzahl der Mobilfunksendeanlagen in der Stadt mit der Anzahl am Land am Beispiel Wien (Stadt) und Nordburgenland (Land) zeigt Ihnen auf den Landkarten weiter unten in diesem Artikel auf einen Blick, wovon wir sprechen.

Durch bewussten Umgang mit der Mobilfunktechnik können wir selbst daran auch nichts ändern, wir haben es also mit Umweltstress im wahrsten Sinne des Wortes zu tun.
Wie zu erwarten war, steigt diese Belastung mit der Bevölkerungs- bzw. Senderdichte.

Sendeantennen und Mobiltelefon mit gutem Empfang in der Stadt Ein Blick aus einer Wohnung in der Stadt: Die Belastung von außen ist aufgrund der höheren Dichte (und damit im Mittel niedrigeren Abstände) der Mobilfunksendeanlagen höher als am Land. Umgekehrt erzeugen Sie mit Ihren Endgeräten aber weniger Hochfrequenzbelastung als am Land, da Ihre Geräte aufgrund der besseren Empfangsbedingungen in der Stadt (im Bild durch die volle Balkenanzahl bei der Empfangssignalstärke dargestellt) die nötige Sendeleistung im Vergleich zum Land reduzieren können.
Eine Mobilfunknutzerin in der Stadt: Sie hat zwar höhere Belastung durch die Einwirkung der Umgebung (höhere Dichte an Sendeanlagen sowie anderer Mobilfunknutzer in nächster Nähe) als sie dies am Land hätte. Andererseits erzeugt sie selbst beim Telefonieren weniger Belastung als sie dies am Land tun würde.

Am Land ist die Belastung von außen am geringsten, wird höher in Klein- und Vorstädten und ist besonders hoch im Stadtzentrum. Das Fernfeld ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Belastung, die Sie selbst durch die Verwendung funkvernetzter Geräte erzeugen. Hier sprechen wir vom sog. Nahfeld. Und diese Belastung ist umso höher, je weniger dicht die Versorgung mit Mobilfunkmasten ist. Ihr Handy erreicht den Masten am schlechter versorgten Land im Mittel weniger gut als im gut versorgten städtischen Gebiet. Es muss daher am Land im Schnitt mit höherer Sendeleistung senden als in der Stadt.

Die selbst gemachte Belastung, die Sie allerdings durch bewussten Umgang mit der Technologie auch selbst beeinflussen können, ist am Land also höher als in der Stadt.

Mobilfunk-Sendeturm und Mobiltelefon mit schlechtem Empfang am Land Ein Blick auf einen weit entfernten Mobilfunk-Sendeturm am Land: Die Belastung von außen ist hier aufgrund der niedrigeren Dichte (und damit im Mittel niedrigeren Abstände) der Mobilfunksendeanlagen niedriger als in der Stadt. Umgekehrt erzeugen aber Sie selbst mit Ihren Endgeräten mehr Hochfrequenzbelastung als in der Stadt, da Ihre Geräte aufgrund der schlechteren Empfangsbedingungen (im Bild durch die niedrigste Balkenanzahl bei der Empfangssignalstärke dargestellt) am Land die nötige Sendeleistung im Vergleich zur Stadt erhöhen müssen.
Ein Mobilfunknutzer am Land: Er hat niedrigere Belastung durch die Einwirkung der Umgebung (niedrigere Dichte an Sendeanlagen sowie anderer Mobilfunknutzer in nächster Nähe) als er dies in der Stadt hätte. Andererseits erzeugt er selbst beim Telefonieren mehr Belastung als er dies in der Stadt tun würde.

Zusammengefasst lässt sich dieser Sachverhalt vereinfacht auch so ausdrücken:
In der Stadt werden Sie von der Umgebung stärker bestrahlt als am Land, dafür müssen Sie selbst weniger stark strahlen, um zu kommunizieren.

Diese Erkenntnis wurde bei einer Studie des Netzwerkausrüsters Ericsson in Schweden an Benutzern im LTE-Netzwerk deutlich bestätigt:
Es zeigte sich, dass Handys im ländlichen Gebiet im Schnitt mit 3-facher Sendeleistung wie Handys im städtischen Gebiet senden.

Karte der Mobilfunksendeanlagen in Wien Illustration der hohen Senderdichte in der Stadt am Beispiel Wien, Quelle: https://www.senderkataster.at/ Die Karte ist im selben Maßstab wie die Karte unten.
Karte der Mobilfunksendeanlagen im Nordburgenland Illustration der niedrigen Senderdichte am Land am Beispiel Nordburgenland (Westufer des Neusiedlersees), Quelle: https://www.senderkataster.at/ Die Karte ist im selben Maßstab wie die Karte oben.

Literatur:

[1] Joshi, P., et al. (2017). Output Power Levels of 4G User Equipment and Implications on Realistic RF EMF Exposure Assessments. IEEE Access, 5, 4545-4550.

„Vergleich Stadt-Land“ als pdf-Datei: